Eine Tonscherbe von der versunkenen Stadt Rungholt

Pellworm, die grüne Insel zwischen Ebbe und Flut

Erreicht das Fährschiff die zum Seeheilbad aufgestiegene nordfriesische Insel Pellworm, sehen die Neuankömmlinge gar nichts – außer einem grünen Deich, der von wolligen Rasenmähern gepflegt wird, den Schafen. Haben sie aber die acht Meter erklommen, wird ihnen klar, warum: Die Marschen-Insel liegt 60 bis 120 cm unter dem Meeresspiegel. Der Deich zum Schutz vor Sturmfluten ist 26,4 Kilometer lang und umschließt 13 Köge, die der Nordsee abgetrotzt und landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden. Auf ihm, teils vor ihm und hinter ihm kann man seine Runden drehen, zu Fuß oder per Rad.

Auf dem Deich stehen Strandkörbe zum Relaxen

Auf Pellworm gibt es kaum geschlossene Ortschaften. Die großen Bauernhöfe liegen, oft für sich allein, auf hohen Warften und versorgen Einheimische und Gäste mit inseleigenen Produkten. Im Gedächtnis bleibt einem ganz sicher die „Inselmilch“ mit 5,5 Prozent Fettgehalt, die auch aufs Festland „exportiert“ wird. Man verkoste auch reichlich die „Pellwormer Sturmflut“, die mit Wodka und Zitrone verfeinerte Milch, 2 cl für drei Euro. Damit man prahlen kann, wie viele Sturmfluten man überlebt habe.  

Von der Zeit vor den großen Sturmfluten in den Jahren 1362 und 1634 erzählt das Inselmuseum: Die ausgestellten Töpfe, Krüge, Urnen findet man heute noch im Watt. Sie zeugen von der Hafenstadt Rungholt, die dem „Blanken Hans“ zum Opfer fiel. Aus den Körben mit den Tonscherben darf sich jeder Besucher eine als Souvenir mit nach Hause nehmen.

Pellworm Leuchtturm

Zwischen Süder- und Hunnenkoog ragt der Pellwormer Leuchtturm auf.

Pellworm Turmruine

Die Turmruine der Alten Kirche bleibt als Wahrzeichen Pellworms erhalten

Wunderschön ist die Backsteinkirche St. Salvator (1096), Alte Kirche genannt – die Neue ist so neu gar nicht, nämlich von 1529 -, mit der kostbarsten Arp-Schnitger-Orgel Schleswig-Holsteins. Ungewöhnlich ein Handtuchhalter neben dem Taufbecken und draußen die Ruine des Turms von 1839. Durch die Löcher in der Apsis hätten Kranke von draußen der Predigt gelauscht. Jeden Mittwoch gibt’s ein Orgelkonzert bei Kerzenschein. Strom kennt die Alte Kirche nicht. Von einst 14 heute versunkenen Windmühlen auf Pellworm steht nur noch die Nordermühle aus dem 17. Jahrhundert, die zum Café wurde.
Neben Teepunsch – Teebeutel einmal im heißen Wasser schwenken und mit „Geele Köm“ auffüllen – lernt man auf Pellworm das friesische Roulette kennen: Die Autos – Busse fahren übrigens mit dem Bio-Diesel Rapsöl – rasen um die Kurven, ohne auf Gegenverkehr zu achten – gestern kam ja auch  keiner! Außerdem weiß man nach einem Aufenthalt auf Pellworm, was ein „Möwenschiss“ ist und wie aus einem „Sanften Engel“ eine „Scharfe Jungfrau“ wird. Aber das sollte jeder für sich vor Ort erkunden.

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Insel Pellworm

Pellworm, Deutschland

 

Infos:
www.pellworm.de

Fotos:
Elke Backert

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