Wo liegt einer der längsten Badestrände Europas? Nein, nicht im Süden, sondern in der Nordsee, auf der nordfriesischen Insel Amrum. Zwölf Kilometer lang und unendlich breit ist der „Kniepsand“, der sich über zwei Drittel des 29 Quadratkilometer großen Eilands erstreckt. Das war der kleine Klumpen, der Gott bei der Erschaffung der Welt noch an den Händen klebte. Selbst in der heißesten Badesaison muss sich keiner drängeln. Jedem gehören rund 1000 Quadratmeter. Der Kniepsand verführt gar viele Pärchen dazu, sich die Ehe zu versprechen, die dann im Friesenhaus, dem Öömrang Hüs, in Nebel geschlossen werden kann.
Die Amrumer Friesentracht vor dem Öömrang Hüs in Nebel Ein Großteil von Amrum ist Naturschutzgebiet.Die Faszination Amrums endet aber beileibe nicht am Strand. Eher beginnt sie dort. Denn hinter dem Strand breitet sich eine riesige Dünenlandschaft aus, für jedermann zugänglich, aber nur über eigens angelegte Bohlenwege. Logisch. Wie sonst hätten so viele Vögel Ruhe zum Brüten und zur Aufzucht ihrer Jungen. Im Wriakhörn, dem einzigen Brackwassersee an der Nordsee, fühlen sich Wat- und Wasservögel wie im Paradies, Grau- und Brandgänse, Eiderenten, Herings- und Silbermöwen.
Zivi Holger lässt Gäste gern durch sein Perspektiv gucken. Gar schauerlich kann das Spektakel sein, wenn eine freche Silbermöwe ein Eiderenten-Küken reißen will. Der beschilderte Lehrpfad macht den Besucher zudem mit Kriechweide, Sumpfblutauge und anderen Salzwiesengewächsen bekannt.
Bis Wittdün führt der Naturpfad, wo am Fähranleger die „Eilun“ wartet, um Gäste zu den Seehund-Bänken zu bringen. Obwohl Kapitän Tadsen so dicht wie möglich ranfährt, tut ein Fernglas gute Dienste. Das reiche Getier, das ein Netz vom Meeresboden klaubt, kann man später noch mal, allerdings präpariert, in der Nebeler Windmühle, heute Museum, bestaunen. Möchtegern-Kapitäne dürfen die „Eilun“ steuern und erhalten das Kapitänspatent!
Die flache Insel lässt sich herrlich mit dem Rad erkunden. Hier strampelt man nicht gegen Berge an, aber gegen den Wind. Als einziges Gebäude ragt hoch die Nebeler Kirche auf. Und der Leuchtturm natürlich. 297 Stufen zählt man bis oben. 1875 wurde der rote Turm mit den zwei weißen Bauchbandagen gebaut – sehr zum Ärger eines Teils der Bevölkerung, glaubt man den Worten eines Busfahrers: „Seit sie uns den Leuchtturm aufs Auge gedrückt haben, ist es aus mit der Seeräuberei.“ Und die war mal die Lieblingsbeschäftigung der Amrumer. Da nun der Turm eine extra Nachtkennung hat – alle 6,5 Sekunden ein Lichtblitz von einer Sekunde -, strandet kein Schiff mehr. Dennoch sollte man ihn nicht mit dem Helgoländer Leuchtturm auf der Düne verwechseln. Er sendet den Blitz alle 5 Sekunden.
Dass man bei Ebbe von Amrum aus die sieben Kilometer übers Watt nach Föhr – bei flottem Tempo in etwa zwei Stunden – marschieren kann, wissen Nordseefans. Allerdings weist der Bäderverband darauf hin, dass die Priele tiefer geworden seien und Vorsicht geboten sei, vor allem mit Kleinkindern.
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Infos:
www.amrum.de
Fotos:
Elke Backert